Ein eigener Kräutergarten bietet eine nachhaltige Möglichkeit, frische, aromatische Kräuter direkt vor der Haustür zu kultivieren. Ob im Garten, Hochbeet oder auf dem Balkon – Kräuter sind nicht nur vielseitig einsetzbar, sondern oft auch pflegeleicht. Schon im Mittelalter wurden Kräuter systematisch angebaut, gepflegt und für verschiedene Zwecke genutzt. Hildegard von Bingen war eine der bekanntesten Vertreterinnen dieses Wissens und empfahl zahlreiche Pflanzen, die bis heute geschätzt werden.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Kräuter sich besonders für den Anbau eignen, worauf bei der Aussaat und Pflege zu achten ist und wie Sie Kräuter richtig ernten und haltbar machen können.
Der eigene Kräutergarten
Seit Jahrhunderten nutzen Menschen Kräuter nicht nur als Würzmittel in der Küche, sondern auch für Tees, Öle und Salben. Der Anbau eigener Kräuter war schon in den Klostergärten des Mittelalters weit verbreitet, wo das Wissen über Pflanzen systematisch gesammelt und weitergegeben wurde. Eine der bekanntesten Vertreterinnen dieser Tradition war Hildegard von Bingen. In ihren Schriften empfahl sie zahlreiche Pflanzen, die nicht nur durch ihren Geschmack, sondern auch durch ihre vielseitige Verwendung geschätzt wurden.
Heute erlebt der Anbau von Kräutern eine Renaissance. Immer mehr Menschen setzen auf selbstgezogene Kräuter, sei es im Garten, im Hochbeet oder auf dem Balkon. Frische Kräuter bieten nicht nur intensivere Aromen als gekaufte Produkte, sondern lassen sich auch gezielt nach den eigenen Bedürfnissen kultivieren. Dabei spielen Standort, Bodenqualität, die richtige Pflege und der optimale Erntezeitpunkt eine entscheidende Rolle.
Die richtige Kräuterauswahl
Die Wahl der richtigen Kräuter ist ein entscheidender Schritt im Kräutergarten. Hildegard von Bingen empfahl eine Vielzahl an Pflanzen, die in Mitteleuropa gut gedeihen und sowohl kulinarisch als auch traditionell genutzt werden können. Sie legte besonderen Wert darauf, dass Kräuter nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines ausgewogenen Lebensstils gesehen werden.
Die Auswahl der richtigen Kräuter hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Standortbedingungen, Pflegeaufwand und gewünschte Nutzung. Einige Kräuter eignen sich besonders gut für den Anbau in Mitteleuropa, da sie robust und pflegeleicht sind. Sie lassen sich vielseitig in der Küche, für Tees oder zur Herstellung von Ölen und Salben verwenden.
Viele dieser folgenden Pflanzen wurden bereits von Hildegard von Bingen geschätzt und in ihrer Lehre erwähnt, sie eignen sich aber auch unabhängig davon hervorragend für den eigenen Kräutergarten.
- Fenchel hat einen süßlichen Geschmack und kann in verschiedenen Gerichten und Tees verwendet werden
- Salbei wird für seinen intensiven Geschmack und seine vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten in der Küche geschätzt
- Majoran kann mit seinem süßen und würzigen Geschmack in zahlreichen Gerichten verwendet werden
- Minze ist eine erfrischende Pflanze, die in vielen Sorten erhältlich ist. Sie wächst gut in mitteleuropäischen Gärten und kann für Tee, Getränke und Desserts verwendet werden.
- Quendel, auch bekannt als Feldthymian oder wilder Thymian, ist eine niedrig wachsende Pflanze mit einem intensiven Aroma. Es wird oft als Gewürz in der Küche verwendet und hat ähnliche Eigenschaften wie der gewöhnliche Thymian
- Ysop ist ein vielseitiges Gewürz in der mediterranen Küche. Es verleiht Suppen, Eintöpfen, Fischgerichten, Salaten und Saucen ein würziges und leicht bitteres Aroma. Es passt gut zu Kräutern wie Rosmarin, Salbei und Thymian.
- Frauenmantel wird in der Kräuterkunde oft mit dem weiblichen Wohlbefinden in Verbindung gebracht und kann als Zutat in Tees oder Kräutermischungen verwendet werden
- Ringelblume wird in der Hildegard-Lehre für die Herstellung von Salben, Ölen oder als Bestandteil von Teemischungen genutzt
- Bertram zeichnet sich durch seinen mild-würzigen Geschmack aus und kann beinahe überall mitgekocht werden
Aussaat und Anbau im eigenen Garten
Die meisten Kräuter gedeihen am besten an sonnigen bis halbschattigen Standorten. Mediterrane Kräuter wie Thymian, Rosmarin oder Salbei bevorzugen trockene, sandige Böden mit guter Drainage, während feuchtigkeitsliebende Pflanzen wie Minze oder Brunnenkresse eher in humusreichen und gut wasserspeichernden Böden wachsen.
Wichtige Faktoren für den erfolgreichen Anbau
- Sonnige bis halbschattige Standorte sind ideal für die meisten Kräuter
- Durchlässiger Boden mit guter Drainage verhindert Staunässe und Wurzelfäule
- Natürliche Düngung mit Kompost oder organischen Düngern fördert ein gesundes Wachstum
- Windgeschützte Plätze sorgen für kräftigere Pflanzen, die weniger anfällig für Schädlinge und Trockenstress sind
Direktsaat oder Anzucht im Haus?
Die Aussaat von Kräutern kann entweder direkt im Freien oder zunächst im Haus erfolgen.
- Robuste Kräuter wie Thymian, Salbei oder Ysop können direkt ins Beet oder Hochbeet gesät werden
- Empfindlichere Pflanzen wie Basilikum oder Fenchel profitieren von einer frühen Anzucht im Haus, da sie wärmere Temperaturen zum Keimen benötigen
Je nach Pflanze variiert der beste Zeitpunkt für die Aussaat. Während einige Sorten bereits im zeitigen Frühjahr ins Freiland gesät werden können, benötigen andere eine wärmere Witterung und sollten erst im späten Frühjahr oder Sommer ausgesät werden.
Der richtige Zeitpunkt zur Aussaat
Pflege der Kräuter und Pflanzen
Hildegard von Bingen betrachtete Pflanzen als Teil eines natürlichen Rhythmus. Sie empfahl, sich an den Wachstumszyklen der Natur zu orientieren und äußerte die Überzeugung, dass der Mond Einfluss auf das Pflanzenwachstum haben könnte.
Damit Kräuter über eine lange Zeit gesund wachsen und kräftige Blätter und Aromen entwickeln, ist eine angepasste Pflege notwendig. Dazu gehören die richtige Bewässerung, das gezielte Beschneiden der Pflanzen und gegebenenfalls das Umtopfen bei Topfkulturen.
- Beschneidung: Hildegard von Bingen betonte die Bedeutung der regelmäßigen Beschneidung von Pflanzen, um ihr gesundes Wachstum zu fördern. Sie empfahl, verwelkte und abgestorbene Blätter, Stängel und Zweige zu entfernen. Dies hilft, die Pflanze von abgestorbenem Material zu befreien und fördert das gesunde Nachwachsen.
- Umtopfen: Wenn eine Pflanze zu groß für ihren aktuellen Topf wird oder die Erde in ihrem Topf erschöpft ist, empfahl Hildegard von Bingen das Umtopfen. Sie riet dazu, die Pflanze schonend aus dem alten Topf zu nehmen, die Wurzeln vorsichtig zu entwirren und sie in einen größeren Topf mit frischer Erde umzusetzen. Dies ermöglicht es der Pflanze, weiter zu wachsen und Nährstoffe aufzunehmen.
- Mondzyklen: Hildegard von Bingen glaubte auch an die Auswirkungen der Mondzyklen auf das Wachstum und die Entwicklung von Pflanzen. Sie empfahl, bestimmte Gartenarbeiten wie Beschneiden und Umtopfen nach den Mondphasen durchzuführen. Zum Beispiel sollten die Arbeiten während des abnehmenden Mondes durchgeführt werden, um das Wachstum der Pflanze zu unterstützen.
Ernte und Verwendung der Kräuter und Pflanzen
Die richtige Erntezeit beeinflusst die Qualität der Kräuter maßgeblich. Viele Pflanzen schmecken am besten, wenn sie kurz vor der Blüte geerntet werden. Der frühe Morgen gilt als optimaler Zeitpunkt, da die ätherischen Öle dann besonders konzentriert sind. Nach Hildegards Lehre sollte man in der Regel morgens ernten, wenn die Pflanzen noch feucht vom Tau sind. Sie empfahl auch verschiedene Trocknungs- und Konservierungstechniken, um die Ernte zu bewahren.




Hier sind einige Methoden, die sie empfohlen hat:
- Trocknen: Eine der häufigsten Methoden zur Konservierung von Kräutern ist das Trocknen. Hildegard von Bingen schlug vor, die Kräuter an einem luftigen Ort, vorzugsweise im Schatten, zu trocknen. Die Kräuter sollten gebündelt und kopfüber aufgehängt oder auf einem Gitter ausgebreitet werden. Es ist wichtig, dass sie vollständig trocken sind, bevor sie gelagert werden.
- Mörsern und Mahlen: Hildegard von Bingen empfahl auch, getrocknete Kräuter zu zerkleinern oder zu mahlen, um sie in Pulverform zu erhalten. Ein Mörser und Stößel oder eine Gewürzmühle können dafür verwendet werden.
- Einlegen in Öl: Eine weitere Methode, die Hildegard von Bingen empfahl, war das Einlegen von Kräutern in Öl. Die Kräuter werden dabei in ein Glasgefäß gegeben und mit Öl übergossen, um ihre Aromen zu bewahren. Es ist wichtig, dass das Gefäß luftdicht verschlossen und an einem kühlen, dunklen Ort gelagert wird.
- Herstellung von Kräutersalzen: Hildegard von Bingen schlug auch vor, Kräuter mit Salz zu mischen, um Kräutersalze herzustellen. Dabei werden die Kräuter zerkleinert und mit Salz vermischt. Dieses Mischung kann als Gewürz oder zum Konservieren von Kräutern verwendet werden.
Diese Methoden ermöglichen es, die Ernte von Kräutern und Gewürzen zu bewahren und ihre Aromen für längere Zeit zu erhalten. Es ist jedoch wichtig, die Kräuter und Gewürze vor der Verwendung auf mögliche Schäden oder Schimmelbildung zu überprüfen.